Melsbija Platt

"Su schwättze ma."
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Am 5. Februar 2004 trafen sich sich die Melsbacher Bürger Klaus Anhäuser (†), Dieter Anhäuser (†), Hermann Haemisch (†), Rudi Muders, Christel Muscheid und Edwin Muscheid (†) in der Gaststätte „Zum Waldblick“, um eine Rettungsaktion der besonderen Art zu starten. Sie waren zusammengekommen, um die Sprache ihres Ortes – dat Mellsbija Platt – zu retten. Was in anderen Gemeinden bereits begonnen hatte, sollte nun auch in dem Ort der Kappeskäpp (Kohlköpfe) am Fuße des Westerwaldes gelingen: Das Aussterben ihres Dialekts zu verhindern, dem Klang der Sprache, mit dem sie in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgewachsen waren, den in ihrer Kindheit noch jeder verstanden hatte und der nun in der globalisierten Welt des 21. Jahrhundert zu verschwinden drohte.

Immer am ersten Dienstag des Monats saßen die „Spracharchäologen“ abwechselnd in den Gastwirtschaften „Elisabeth Höhe“ oder „Waldblick“ in gemütlicher Runde beim Mundartstammtisch zusammen. Sie sammelten Wörter, Bezeichnungen und Sprüche des Mellsbija Platt, dessbederten (disputierten, diskutierten) über deren Schreibweise und Aussprache und erinnerten sich daran, wie es früher war.

Nach einem Jahrzehnt hoben sie den Sprachschatz und machten ihn all denen zugänglich, denen er letztlich gehört: den Melsbacher Bürgern. In einem kleinen Band findet man seitdem mehr als 1300 Wörter in Hochdeutsch und im Melsbacher Dialekt, Sprüche und Sprichwörter, Geschichten aus der alten Zeit, mundartliche Bezeichnungen für die Plätze, Straßen und Fluren der Gemeinde.



Dank der unermüdlichen Spracharbeit des Stammtisches wurden nun so schöne Worte wie Bommbes (eine dicke Murmel), Gäsde-henna-misch (Gehrock) oder dremmeremm (drumherum) wieder zum Leben erweckt. Die Leser des kleinen Buches erfahren, was ein Kauadsche und was ein Makolwes ist, wozu man eine Hau braucht und wie Emmbele schmecken.

Mit ihrer Sammlung hoffte die kleine Gruppe, dass das Mellsbija Platt wieder mehr Verbreitung findet und nicht in Vergessenheit gerät: Damit auch kommende Generationen in den Genuss dieses schönen und typischen Klangs der Sprache ihrer Heimat kommen.

Weil Mundart aber vor allem eine gesprochene Sprache ist, die ihre ganze Schönheit und Eigenart erst beim Sprechen und Hören entfaltet, werden in dieser Audioserie einige Texte aus dem kleinen Büchlein zum Hören präsentiert.

Dem Mundart-Stammtisch „Mellsbija Platt“ gehörten zum Erscheinen des Büchleins an:
Anhäuser, Klaus (†) und Christa (†)
Aschenberner, Liesel (†)
Fischer, Rolf
Hein, Roswitha (†)
Hummel, Friederike 
Löhr, Trude 
Muders, Rudi 
Muscheid, Arno (†)
Muscheid, Christel